Besuch bei „Festland“ einem gemeinnützigen Wohnprojekt für junge chronisch kranke Menschen

Festen Boden unter den Füßen, wer braucht das nicht? Immer wieder erleben wir in der DGM, dass junge, muskelkranke Menschen auf ihrem Weg in ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben auf viele, fast unüberwindbare Hindernisse stoßen. Sich freizuschwimmen von den Eltern und dabei nicht unterzugehen, das ist die Herausforderung. In Hamburg sind wir bei der Suche nach geeigneten Wohn- und Lebensorten auf das großartige Projekt „Festland“ der gemeinnützigen Organisation „Hamburg Leuchtfeuer“ gestoßen, das im Dezember 2020 eröffnet wurde (www.hamburg-leuchtfeuer.de/festland).

Mit Krankheit leben und in Gemeinschaft wohnen, ist das Motto von „Festland“. Im Quartier Baakenhafen, in der HafenCity Hamburg, ist ein Gebäude mit 27 Wohnungen entstanden, das jungen chronisch kranken Menschen einen Ort bietet, an dem sie auch bleiben können, wenn es ihnen einmal schlechter geht. Wo immer es möglich ist, unterstützt sich die Hausgemeinschaft untereinander im Alltag. Professionelle, externe Pflege- und Assistenzdienste sorgen bei Bedarf für die individuelle Betreuung. Ein dreiköpfiges Team von „Festland“ unterstützt bei organisatorischen und sozialen Fragen, steht mit Rat und Tat zur Seite und initiiert Gemeinschaftsaktivitäten sowie die Vernetzung im Quartier.

„Festland“ versteht sich als inklusives, gemeinschaftliches Wohnprojekt für Menschen mit und ohne chronische Erkrankungen. Einige Wohnungen sind daher für Menschen ohne Bedarf an barrierefreiem Wohnraum offen, die sich in der Hausgemeinschaft engagieren möchten. Das Haus ist komplett barrierefrei, alle Wohnungen sind mit einer eigenen Küche und einem großen rollstuhlgeeigneten Bad ausgestattet. Dabei stehen 1- bis 3-Zimmerwohnungen bis zu einer Wohnfläche von 100 m2 zur Verfügung, so dass auch Paare und Menschen mit 24-Stunden-Assistenz eine geeignete Bleibe finden. Das Haus ist mit 2 großen Gemeinschaftsräumen versehen, von denen einer eine Küche beherbergt, die für Rollstuhlfahrer perfekt ausgestattet ist. Vor dem zweiten Gemeinschaftsraum im 6. Obergeschoss gibt es eine große Terrasse mit einem eindrucksvollen Blick auf den Hamburger Hafen. Auf den Fluren finden sich zudem kleine Kommunikationsinseln und Leseecken. Genug Raum also für gemeinsame Aktivitäten, zum Verweilen und Klönen.

„Der Bedarf an solchen Wohnformen ist riesig“, bestätigt uns Christian Kaiser-Williams, Leiter von „Festland“. Schon kurz nach der Eröffnung waren alle Wohnungen belegt und selbst die Warteliste musste schweren Herzens geschlossen werden. Das Interesse an der Idee ist enorm und strahlt weit über die Grenzen Hamburgs hinaus. Neulich war sogar eine Delegation aus Frankreich im Haus, die sich über „Festland“ informiert hat.

Wir waren von dem Konzept tief beeindruckt, aber auch ein wenig traurig, dass es so einzigartig ist. Daher unser Fazit: unbedingt nachahmenswert!

Conni Gliese, Björn Burchelt und Torsten Strutz

Für die Landesverbände Hamburg und Bremen/Niedersachsen

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