Barrierefreier Urlaub in Izola (Slowenien)

Ich muss zugeben: Slowenien stand nicht auf meiner Liste möglicher Urlaubsziele für diesen Sommer. Doch dann bekam ich – wie viele andere Kontaktpersonen der DGM – eine Mail vom Floramare Health Resort im slowenischen Küstenstädtchen Izola an der Adria. „Wo Barrierefreiheit Standard und kein Privileg ist“, war da zu lesen und das ließ mich neugierig werden.

Da meine Frau und ich ohnehin einen Aufenthalt in Norditalien geplant hatten, bot es sich an, Izola in unsere Reiseroute einzubauen. Und was soll ich sagen? Ich war angetan – von Slowenien, von Izola, vom Hotel, seiner Geschichte und dem Konzept dahinter.

Ein Haus mit Haltung

Das Floramare ist nicht einfach ein Hotel. Es ist Teil eines sozialen Projekts, das 1991 ins Leben gerufen wurde. Erbaut wurde das Resort von der DOM DVA TOPOLA d.o.o., die es seither betreibt. DOM DVA TOPOLA ist ein Sozialunternehmen zur Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Gegründet wurde es am 22. August 1991 von der Društvo distrofikov Slovenije, dem Slowenischen Muskeldystrophieverband mit derzeit rund 1.200 Mitgliedern. 

Das Unternehmen verfolgt mehrere Ziele: Gesundheitsrehabilitation, Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung – und natürlich barrierefreier Tourismus. In Zusammenarbeit mit der Universität Ljubljana und dem Rehabilitationsinstitut Soča werden spezielle Therapieansätze und Rehabilitationsprogramme entwickelt.

Heute umfasst das Projekt „Floramare Health Resort“ ein vollständig zugängliches Hotel, Gesundheits- und Wellnessangebote mit Pool, Sauna, einem eigenen Zugang zum Meer – und einer klaren Philosophie: Hier ist Barrierefreiheit weder Ausnahme noch notwendiges Übel, sondern Prinzip.

Das Hotel Floramare – barrierefrei bis ins Detail

Das Hotel ist eingebettet in einen kleinen Park mit schattenspendenden Bäumen und Sitzbänken, die zum Verweilen einladen. Parkplätze gibt’s direkt am Haus – kostenpflichtig, aber günstig.

Das Gebäude selbst ist modern und konsequent barrierefrei gestaltet: elektrische Schiebetüren am Eingang, breite, helle Flure, niedrige Lichtschalter, geräumiger Fahrstuhl mit gut erreichbaren Tasten, niedriger Empfangstresen, keine Türzuzieher an den Zimmertüren und vieles andere mehr. Selbst die Zugänge zum Grundstück sind mit elektrisch angetriebenen Toren ausgestattet. In den Zimmern findet man zwei Deckenlifte – einer überdeckt den kompletten Wohn-/Schlafbereich, der andere das Bad. Die Deckenlifte sind so aufgebaut, dass jeder Punkt im Raum angefahren werden kann. Das Heben erfolgt elektrisch über eine kabelgebundene Handbedienung, der seitliche Transfer muss manuell von einer Hilfsperson ausgeführt werden.

Von den 26 modern ausgestatteten Unterkünften hatten wir ein Doppelzimmer gebucht. Die Betten lassen sich im Raum verschieben, also je nach Wunsch als Einzel- oder Doppelbetten stellen. Eines der Betten war mit einem Pflegerahmen ausgestattet: höhenverstellbar und mit verstellbarem Kopf- und Fußteil. Wer ein eigenes Hebetuch mitbringt oder vor Ort eines mietet, kann das Deckenliftsystem problemlos nutzen.

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Das Bad war großzügig geschnitten – die Dusche offen, ohne Trennwand oder Vorhang. Praktisch, weil man sich frei mit Rollstuhl oder Duschstuhl bewegen kann – aber auch mit der Nebenwirkung, dass beim Duschen der halbe Raum nass wird. Immerhin stand ein Wasserabzieher mit langem Stiel zur Verfügung, so dass sich verirrte Pfützen schnell In den Bodenablauf bugsieren ließen.

In unserem Bad gab es keine Haltegriffe neben der Toilette. Von einem anderen Gast habe ich aber erfahren, dass es auch Zimmer mit Haltegriffen gibt. Wenn man auf eine bestimmte Ausstattung angewiesen ist, empfiehlt es sich, vorab nachzufragen. Das Waschbecken war mit dem Rollstuhl gut unterfahrbar und es stand für meinen Geschmack ausreichend Ablagefläche zur Verfügung. Praktisch war auch der große Spiegel, der bis zum Waschbecken herunterreichte.

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Im Park stehen zwei weitere Gebäude, die „Dependance Vista Parco“. Sie beherbergen zwei Ferienwohnungen und weitere Zimmer, teils mit Gemeinschaftsbad. Diese Gebäude stammen aus den Anfängen des Resorts und sind etwas einfacher ausgestattet, aber ebenfalls rollstuhlgeeignet.

Therapie, Wellness, Pool & Strand

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Das Floramare bietet neben einer Sauna und einem Schwimmbad auch einen gut ausgestatteten Therapiebereich. Ich selbst habe keine Anwendungen genutzt, war aber sehr angetan von den modern eingerichteten und gut ausgestatteten Therapieräumen.

Wer nicht auf seine Physiotherapie verzichten möchte, spezielle Schmerztherapien sucht oder Hilfe im Schwimmbad benötigt, wird hier fündig. Stöbert einfach auf der Internetseite des Hotels: https://www.floramare.si/de.

Pflegeleistungen und Hilfsmittel können ebenfalls organisiert werden – am besten im Vorfeld klären, was gebraucht wird. Übrigens lassen sich auch Verordnungen aus Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen nutzen. Erkundigt euch dazu bei eurer Krankenkasse und/oder eurem Arzt.

Das Hotel ist nur wenige Meter von der Promenade entfernt – und damit auch vom hoteleigenen Strand mit Liegestühlen und einem Pool. „Strand“ ist dabei relativ: Die slowenische Küste besteht aus Felsen und Kies, wer auf feinen weißen Sand hofft, wird enttäuscht.

Der Strand des Resorts ist laut Hotelpersonal der einzige Badebereich an der slowenischen Küste, der vollständig für Personen mit eingeschränkter Mobilität geeignet ist. Er bietet einen Zugang zum Meer über eine sanft abfallende Betonrampe mit Handlauf sowie einen beheizten Meerwasserpool mit Hebelift. Während der Hauptsaison ist ein Team von Rettungsschwimmern anwesend, ebenso zusätzliches Personal, das beim Ein- und Ausstieg ins Meer und ins Therapiebecken hilft. Es gibt eine kleine Bar und behindertengerechte Sanitäranlagen mit Umkleideraum. Auch verschiedene Schwimmgeräte und -hilfen kann man sich leihen. Da ich dies alles nicht genutzt habe, kann ich leider nicht sagen, wie gut das funktioniert.

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Verpflegung – eher solide und funktional

Die Zimmer bucht man standardmäßig mit Frühstück und Abendessen als Buffet. Mittagessen kann man dazubuchen. Für unseren Geschmack war das Essen in Ordnung – nichts, was lange in Erinnerung bleibt, aber solide. Das Frühstücksbuffet hätte für meinen Geschmack etwas vielfältiger und abwechslungsreicher sein dürfen. Die Bilder auf der hauseigenen Webseite sind hier doch etwas tendenziös 😉. Wer es zum Frühstück herzhaft mag, kommt aber auf seine Kosten. Ei wird auf Wunsch mit verschiedenen Zutaten und je nach Vorliebe frisch zubereitet.

Der Speisesaal erinnert ein wenig an eine moderne Kantine – funktional, nicht ungemütlich, aber Urlaubsflair will hier nicht so recht aufkommen. Auch die Bar im Aufenthaltsbereich ist eher schlicht und funktionell. Abends kann man hier bis 22 Uhr noch einen Absacker trinken.

Dafür ist das Personal umso herzlicher und hilfsbereiter – und inklusiv besetzt, was mich besonders gefreut hat. Mit Englisch kommt man gut zurecht, einige Angestellte sprechen auch etwas Deutsch.

Izola und Umgebung – mediterran und entspannt

Izola ist eine malerische Küstenstadt zwischen Koper, der größten Stadt an der slowenischen Küste, und Piran, dem vermutlich schönsten Ort, der im Sommer aber sehr überlaufen ist. In Izola herrscht trotz des bunten Treibens an Sommertagen hingegen eine entspannte Atmosphäre.

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Die mittelalterliche Stadt mit ihren engen Gassen, einer auf einem Hügel gelegenen Kirche, zahlreichen Gebäuden aus der venezianischen Epoche, einer ausgedehnten Promenade und einem kleinen Fischereihafen, an den sich ein riesiger Jachthafen anschließt, hat Charme. In der Altstadt und vor allem entlang der Promenade und des Hafens gibt es gemütliche Bars und Fischrestaurants. Hier kann man zu jeder Tageszeit gut verweilen. Abends klingt der Tag bei passendem Wetter mit einem romantischen Sonnenuntergang aus.

Für Rollstuhlfahrer ist die glatt gepflasterte Promenade hervorragend zu befahren. In den engen Gassen der Altstadt wird man allerdings mächtig durchgeschüttelt. Entlang des Hafens und der Promenade gibt es aber genug Strecken für ausgedehnte Spaziergänge.

Die Parenzana – auf alten Gleisen unterwegs

Wer noch ein wenig weiter wandern möchte, dem sei der Weg nach Koper ans Herz gelegt. Wenn man erst einmal – vorbei an einer verlassenen Fabrik und einem Campingplatz – die Ortsgrenze von Izola hinter sich gelassen hat, führt ein autofreier, asphaltierter Wanderweg am Meer entlang nach Koper.

Der Ursprung dieses Weges ist bemerkenswert: Er folgt der Trasse einer alten Eisenbahnstrecke, der sogenannten Parenzana, die 1902 fertiggestellt wurde. Sie ist 123 km lang und verband einst die italienische Stadt Triest mit der kroatischen Küstenstadt Poreč, wobei sie Slowenien durchquert.

Man stellt sich unweigerlich die kleine Dampfeisenbahn am Beginn des 20. Jahrhunderts vor, die gemächlich durch die wunderschönen Küstenlandschaften Istriens schnauft. Wegen der vielen Kurven und Steigungen fuhr der Zug durchschnittlich 25 km/h und brauchte für die gesamte Strecke rund 7 Stunden. Eine der alten Dampfloks ist heute in Izola an der Strecke ausgestellt.

Die Eisenbahnstrecke wurde 1935 geschlossen und ist mittlerweile zu einem schönen Rad- und Fußweg umfunktioniert worden. So kann man wunderbar unterhalb der Klippen und immer am Meer entlang mit dem Rollstuhl von Izola nach Koper fahren – vorausgesetzt, die Muskeln und/oder der Akku halten durch.

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Weitere Informationen und Anregungen findet ihr auf der Seite des Fremdenverkehrsamts von Izola: https://www.visitizola.com/de.

Die Anreise – praktische Tipps

Wir sind mit dem eigenen Auto aus Italien angereist. Izola liegt nicht weit vom italienischen Triest entfernt und ist über die Straße gut erreichbar. Wer die lange Anreise mit dem Auto scheut, kann den rollstuhlgerechten Shuttleservice des Hotels vom Flughafen nutzen. Dieser steht auf Wunsch auch für Ausflüge oder Besichtigungen zur Verfügung.

Für die Rückfahrt haben wir die Strecke durch den Karawanken-Tunnel und über die Tauernautobahn durch Österreich gewählt. Die Mautgebühren, die sowohl auf slowenischen als auch auf österreichischen Autobahnen erhoben werden, kann man bequem über das ADAC-Mautportal vorab buchen: https://www.adac.de/fahrzeugwelt/maut-vignette. Das funktioniert auch für Sonderstrecken wie Brenner oder Tauern – alles über das Kennzeichen, sehr praktisch.

Wir haben noch einen Zwischenstopp im slowenischen Postojna eingelegt. Dort kann man eine der größten und beeindruckendsten Tropfsteinhöhlen Europas besuchen – und das auch im Rollstuhl: https://www.postojnska-jama.eu/de/hoehle-von-postojna/. Mit einer Bahn geht es tief in die Höhle und wenn man seinem Rollstuhl und sich die beachtlichen Steigungen in der Höhle zutraut, dann kann man eine geführte Wanderung durch die Gewölbe und Schluchten der Höhle unternehmen. Zusammen mit den zugehörigen Museen ein tolles Erlebnis. Wir haben im angrenzenden Hotel Jama zwei Nächte verbracht. Auch dieses Hotel verfügt über ein rollstuhlgeeignetes Zimmer, in dem ich gut zurechtgekommen bin. Da Postojna mit dem Auto von Izola nur etwa eine Dreiviertelstunde entfernt ist, kann man die Besichtigung auch gut als Tagesprogramm in seinen Aufenthalt integrieren.

Unser Fazit: ein lohnendes Reiseziel mit beeindruckender Idee

Für uns waren Izola und das Hotel Floramare eine Reise wert – und ich ahne, dass es nicht der letzte Aufenthalt gewesen sein könnte. Ein Wermutstropfen bleibt die lange Anreise aus Niedersachsen. Wer aber Zeit hat und den Weg in seinen Urlaub integriert, wird viele sehenswerte Orte an der Strecke entdecken.

War alles gut? Natürlich nicht! Abhängig von den persönlichen Vorlieben und Erwartungen gibt es immer auch etwas, das man nicht ganz so mag. Aber was mich wirklich beeindruckt hat, ist die Idee hinter dem Ganzen: Eine Organisation von Menschen mit Muskelerkrankungen gründet ein Unternehmen, das nicht nur Erholung und Therapie bietet, sondern auch Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schafft.

Diesbezüglich würde ich mir von unserer DGM mehr Mut und Pragmatismus wünschen. Warum sollten wir es nicht schaffen, ähnliche Projekte auf den Weg zu bringen?

Torsten Strutz (torsten.strutz@dgm.org)

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