Einatmen und Ausatmen – Was ist zu tun, wenn es schwer wird?

ALS-Gesprächskreis Region Hannover am 15 November 2025

Im Zentrum des letzten Treffen im Jahr 2025 stand der Vortrag von Prof. Dr. Bernd Schönhofer (Klinik für Pneumologie und Infektiologie MHH) „Atmung und Beatmung bei neuromuskulären Erkrankungen/ ALS“. In seinem adressatengerechten, spritzigen Vortrag führte der Referent durch das Thema der menschlichen Atmung unter besonderer Berücksichtigung von Einschränkungen, die insbesondere bei der ALS auftreten können. Er wies intensiv darauf hin, welche Rolle das Zwerchfell bei der Atmung spielt und forderte die Anwesenden auf, sich dies durch eine praktische Übung bewusst zu machen. Das Zwerchfell sei die Atempumpe und wenn sie nicht mehr ausreichend funktioniert, träten bei ALS- Betroffenen häufig zu beobachtende Symptome auf: Luftnot, schwacher Hustenstoß, Kopfschmerzen, Tagschläfrigkeit, Verschleimung, Schlafstörungen bis hin zu Herzschwäche. Dagegen könnten Therapien helfen, die diese Symptome lindern. Zur Unterstützung des Zwerchfells würde zunächst die nichtinvasive Beatmung (NIV) durch die Maskenbeatmung angewandt. Dies bewirke – wie auch Anwesende bestätigten – eine verbesserte Lebensqualität. Die entsprechenden Geräte kämen in und außer Haus zum Einsatz und unterstützten so die verbleibende Mobilität der Erkrankten. Stiege die Dauer der Maskenbeatmung im Verlauf der Erkrankung, dann erst sei die invasive Beatmung (IV) mittels Luftröhrenschnitt angezeigt. Diese Form der Therapie habe zwar für die Bekämpfung der Symptome nur Vorteile, aber auch „hammerharte Nachteile“: Aufgabe der Selbständigkeit, Abhängigkeit von Hilfskräften, ohne die die Durchführung zuhause nicht möglich sei. Zudem sei der technische Aufwand hoch, überdies sei das Absaugen von Schleim für den Patienten unangenehm, auch psychische Belastung für das soziale Umfeld entstünde.

Abschließend riet Prof. Schönhofer dazu, auszuprobieren, welche Therapie am besten zum Betroffenen passt und den Übergang von einer Form der Atemunterstützung zur anderen individuell mit den Erkrankten zu gestalten.

In der anschließenden Fragerunde erläuterte der Referent anschaulich, warum ALS- Erkrankten kein Sauerstoff zur Atemunterstützung zugeführt werden soll. Dies sei sogar kontraproduktiv. Auf weitere Fragen und Anregungen ging Prof. Schönhofer gern und ausführlich ein, bevor die Leiterin des Gesprächskreises, Ingrid Haberland, ihm unter dem lebhaften Applaus der Anwesenden für seinen lebendigen und aufschlussreichen Vortrag mit einem Präsent dankte.

Im zweiten Teil der Veranstaltung kam es nach einer kurzen Vorstellungsrunde zu einem intensiven Informationsaustausch, der insbesondere für die neuen Mitglieder unter den 33 Teilnehmenden hilfreich war. Besprochen wurden Fragen nach dem Zeitpunkt für die Einbeziehung eines Palliativdienstes, nach dem Vorgehen bei Hilfsmittelbeschaffung, nach Form und Beschaffung hochkalorischer Nahrung sowie nach behindertengerechten Kraftfahrzeugen.

Mit Lob auf den Lippen angesichts des Informationszuwachses und des wie immer kulinarisch und atmosphärisch gestalteten Rahmens verabschiedeten sich die Teilnehmenden nicht selten mit einer Umarmung und kündigten an, im neuen Jahr wieder dabei zu sein.

Ulrich Germar